Montag, 23. September 2013

Leben und Sinn

Eine schöne "Meditation" zum Thema Leben-Sinn bereitete mir die Zuspielung einer Seite aus dem Buch von Lars Gustafsson "Der Mann auf dem blauen Fahrrad". Wie sinnvoll ist das Leben der Nicht-Hilfe, wenn nur das Helfen Sinn des Lebens sein kann? Wie sinnvoll ist das Leben der Leute, denen man hilft? Folgt man der Sicht des Pastors, so kann man die Unterscheidung Hilfe/Hilflosigkeit in die Zeit "legen" und sagen. Es gibt immer Zeiten, in denen man hilft und Zeiten, in denen man hilflos ist und Hilfe von anderen braucht. Man könnte auch die "Sachdimension" einführen und sagen: In mancherlei Hinsicht bin ich Helfender, in mancherlei Hinsicht Hilfsbedürftiger.

Beobachtet man mit einem systemtheoretischen Blick, so könnte man die Verknüpfung von Leben und Sinn anzweifeln. Leben im Vollzug ist in dieser Perspektive sinnfrei, also weder sinnvoll noch sinnlos. Leben ist purer Vollzug.
Sinn erscheint erst als "Horizont" für Kommunikation und Bewusstsein. Bewusstsein und Kommunikation sind nicht außerhalb von Sinn vorstellbar. Sinn ist die Kategorie, in die sich Bewusstein und Kommunikation "einschreibt". Sinn ist das Medium für beide "Systeme" und nicht negierbar. Die Kommunkation kann zwar sinnlos von sinnvoll unterscheiden (der Pastor tuts) aber das ist wiederum nur im Medium des Sinns (als Kommunikation oder Denkvorgang) möglich.
Die besondere Nähe zwischen Bewusstsein und Kommunikation wird gerade durch dieses Medium möglich. Bewusstsein und Kommunikation sind strukturell (also im Medium Sinnn) miteinander gekoppelt und offerieren sich gegenseitig Sinnkontingente, ohne dass das Bewusstsein damit zur Kommunikation wird und umgekehrt. Menschliches Leben, so könnte man sagen, zeigt sich als strukturelle Kooplung zwischen Bewusstsein und Kommunikation unter der Voraussetzung pulsierender Adern (Körper = Leben = purer Vollzug).
Für mich wird damit die Frage nach dem Sinn des Lebens weniger monumental und bedeutsam!. Ich kann auch ohne Sinn gut? leben.