Samstag, 22. Juni 2013

Kontingenzkompetenz

Ich mache mir seit einiger Zeit Gedanken, welche Haltung ich zu interkulturellen Trainings entwicklen könnte. Seit einigen Tagen wird mein Stand fester und ich meine, auf einer brauchbaren Spur zu sein.

Interkulturelle Trainings beherbergen Personen, die mindestens mit Meinungen über und Erwartungen an Menschen ausgestattet sind. Der Versuch, diese Meinungen und Erwartungen gegen alternative (interkulturell kompetente) Meinungen und Erwartungen „auszutauschen“, wird zuverlässig scheitern, auch wenn der/die Trainer_in den Eindruck hat, mit Schlüsselerlebnissen, neue Sichtweisen installiert zu haben. Spätestens eine Woche nach dem Training rasten die alten Bilder wieder ein und es beginnt dasselbe in grün.

Man müsste „tiefer“ ansetzen. Jenseits von Kultur und Barbarei bewegen wir uns in einer beobachteten Welt, deren „Images“ fungierende Unterscheidungen (in Anlehnung an Peter Fuchs' „fungierende Ontologien“), die weder notwendig noch unmöglich (kontingent) sind – tief durchatmen.

Der Dekonstruktion kommunizierten Rassismus’, kommunizierter Vorurteile und Stereotypen im Rahmen von Trainings sollte kein inhaltlich alternatives Angebot folgen, sondern die Zumutung mit, in, und durch Kontingenz klarzukommen. Wenn es etwas geben könnte, das trainiert wird, dann die Kompetenz mit Kontingenz zu handeln. Stellt man in Rechnung, dass jede Wahrnehmung und Kommunikation grundsätzlich kontingent ist, dann kann man sich getrost der Untersuchung von funktionalen Aspekte seiner Wahrnehmung und Kommunikation zuwenden. Dieses Spiel macht natürlich erst dann Spaß, wenn man „loslässt“, wenn man bereit ist, über sich selbst und anderes zu lachen, wenn man beginnt, respektlos gegenüber Beschreibungen zu werden.

Dem folgt dann eigentlich gar nichts. Es entsteht keine neue Welt. Wir beginnen die „Polykontexturalität“ (Ich verwende den Begriff, "wie er mir gefällt", vielen Dank Gotthard Günther) zu managen und verlieren „unter der Hand“ möglicherweise auch den alten Begriff der Kultur.

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